Neuem Bundestag gehören weniger Unternehmer an

DÜSSELDORF. Im neuen Bundestag ist die Berufsgruppe der Unternehmer seltener vertreten als bisher. Das zeigt eine Auswertung der Stiftung Familienunternehmen, die dem Handelsblatt vorliegt. Zwar gibt es nach wie vor eine Reihe von Freiberuflern, angefangen von Anwälten bis hin zu Steuerberatern oder Ärzten. Jedoch finden sich in der neuen Legislaturperiode unter den 735 Abgeordneten nur noch 51 klassische Unternehmerinnen und Unternehmer. Im 2017 gewählten Bundestag, der nur 709 Abgeordnete hatte, zählte eine Studie im Auftrag der Stiftung noch 76 Unternehmer. Die Zahl beruht allerdings auf einer anderen Erhebungsmethode und ist deshalb nur bedingt vergleichbar.

In der aktuellen Untersuchung wurden Abgeordnete erfasst, die als Beruf explizit „Unternehmer“ oder „Unternehmerin“ angegeben haben, aber auch solche, die als Handwerksmeister einen Betrieb führen oder geführt haben. Enthalten sind auch Gründer. Die Stiftung spricht von „Unternehmern im Wortsinn“, die in der Auswertung berücksichtigt worden seien. Also nicht angestellte Geschäftsführer oder Vorstände. Daraus ergibt sich: Die Mehrheit aus der Berufsgruppe der Unternehmer im neuen Parlament stellt die FDP mit 16 Abgeordneten bei einer Fraktion von 92 Mandaten. CDU und CSU bringen zehn mit (insgesamt: 196 Mandate). Die restlichen 25 verteilen sich auf SPD, Grüne, Linke und AfD.

Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen, sieht die Entwicklung kritisch. Ihm macht vor allem Sorgen, dass diejenigen, die mit den Strukturen mittlerer und großer Familienunternehmen vertraut seien, im Bundestag „die absolute Ausnahme“ bilden würden. „Das ist gerade in Zeiten mit großen wirtschaftlichen Herausforderungen ein Nachteil“, sagte Kirchdörfer dem Handelsblatt.

Die Start-up-Gründerin Verena Hubertz, die für die SPD neu in den Bundestag eingezogen ist, sieht es ähnlich. „Unternehmerisches Denken, Handeln und Agieren kann auch für die politische Arbeit wichtig sein“, sagte Hubertz derm Handelsblatt. Sie plädiert für „mehr Durchlässigkeit, damit nicht nur Parteipolitiker mit klassischem Weg eine Chance in der Politik haben“. „Das passiert noch viel zu selten.“

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