Der Chef des US-Softwareanbieters Palantir kritisiert die amerikanischen Technologiefirmen in deutlichen Worten:
Die Konzerne vergrößerten die Ungleichheit, „indem sie viele traditionelle Geschäftsmodelle und Branchen angreifen und zerstören“, sagte Karp in einem Interview mit dem Handelsblatt. „Viele Technologiekonzerne behaupten, sie würden die Welt besser machen. Tatsächlich sind sie mitverantwortlich für zunehmende Armut und bauen ihre Geschäftsmodelle mit der Spaltung der Gesellschaft auf.“
Die Lösung sei laut Karp „eine deutsche Einstellung“. Es müsse ein viel stärkerer Fokus auf den Schutz von Konsumentendaten gelegt werden, „so wie es in Deutschland seit Jahren gefordert und auch gemacht wird.“ Von allein werde allerdings wenig passieren. „Die dominierenden Tech-Konzerne werden sich niemals von selbst ändern“, sagte er. Die Lösung seien „scharfe Gesetze und Regulierung – bis hin zur Zerschlagung.“ Palantir hatte am Mittwoch ein erfolgreiches Debüt an der New Yorker Börse gefeiert.
Zudem kritisierte Karp eine in seinen Augen zunehmende Intoleranz in der US-Technologiehochburg. „Im Silicon Valley gibt es nur noch eine Meinung, der man zu folgen hat, egal wen man fragt“, sagte Karp. „Was man anzieht, mit wem man zusammenlebt und natürlich, wen man wählt. Das ist Intoleranz pur.“ Und weiter: „Ich will lieber an einem Ort leben, an dem die Menschen eine andere Meinung haben als ich. An einem Ort, an dem alle gleich denken, entstehen keine Innovationen mehr, und man entwickelt sich geistig nicht weiter.“
Zudem besorgt Karp die zunehmende soziale Spaltung der USA. „Die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer. In Deutschland können die Amerikaner sehen, dass ein funktionierender Sozialstaat jeden einzelnen Cent wert ist. Die zunehmende Ungleichheit führt in den USA zu ungeheuren Spannungen. Wir treten in eine Phase extremer gesellschaftlicher Instabilität ein – und kaum einer hat wirklich verstanden, was das bedeutet. Das beunruhigt mich sehr.“ Die Lösung aus Karps Sicht: „Amerika müsste mehr wie Deutschland werden. Es müsste wenigstens ansatzweise einen Sozialstaat aufbauen und die kaputten Bestandteile des politischen Systems reparieren. In den vergangenen Jahrzehnten hat Deutschland sehr viel von Amerika gelernt. Nun sollten sich die USA stärker an Deutschland orientieren.“