Nach dem Sieg von Joe Biden bei den US-Präsidentschaftswahlen setzt Michael Roth (SPD), Staatsminister im Auswärtigen Amt, im Handelskonflikt zwischen Europa und den USA auf eine Entspannung.
„Europa wird seine Hand ausstrecken. Denn bei Handelskriegen gibt es am Ende nur Verlierer“, sagte Roth dem Handelsblatt. „Ich hoffe, dass sich Europa mit der neuen US-Regierung auch in handelspolitischen Fragen wieder enger abstimmen und zusammenarbeiten kann.“
Auch unter einem Präsidenten Joe Biden werde die USA aber nicht nur Europas wichtigster Partner, sondern auch wirtschaftlicher Wettbewerber bleiben, warnte Roth. „Doch wenn dieser Wettbewerb fair verläuft, auf gemeinsamen Regeln basiert, dann bringt das Innovation und eine positive Dynamik“, sagte der Staatsminister. Roth spielt damit auf die jahrelangen Auseinandersetzungen in der Luftfahrtindustrie zwischen den USA und der EU an.
Roth glaubt unterdessen nicht an eine Renaissance der früheren guten Beziehungen zwischen Europa und den Vereinigten Staaten. „Auch mit Joe Biden als neuem US-Präsidenten wird es für Europa keine Rückkehr zu den vermeintlich ,guten, alten Zeiten‘ geben.“ Der SPD-Politiker warnt vor „Nostalgie und Wunschdenken“. Er fordert stattdessen, den Machtwechsel im Weißen Haus auch als Chance für die EU zu nutzen. „Europa sollte die Coronakrise und die geopolitisch stürmische Großwetterlage vor allem auch als Weckruf und Chance zur Stärkung unserer europäischen Souveränität begreifen. Es ist an der Zeit, dass die EU ihre Rolle in der Welt stärkt und stärker auf eigenen Füßen steht.“