Das 1945 gegründete Beratungsunternehmen Kienbaum öffnet zum ersten Mal sein oberstes Gremium für eine Führungskraft, die nicht aus der Familie stammt.
Mit der bisherigen Geschäftsführerin von Korn Ferry in Deutschland, Bibi Hahn, holt CEO Fabian Kienbaum eine Frau an seine Seite, die schon seit 20 Jahren im Personal- und Organisationsberatungsgeschäft tätig ist. Das erklärte Fabian Kienbaum im Gespräch mit dem Handelsblatt.
„Die gewaltigen Herausforderungen, vor denen Organisationen nicht nur, aber vor allem wegen Corona stehen, erfordern auch von uns als Beratungshaus andere Antworten“, sagte Kienbaum. Mit einer neuen Governance und einem neuen Führungsmodell solle das Beratungsunternehmen diverser und noch schlagkräftiger werden. „Denn sicherlich hat es in der Leitungsebene unseres Hauses bislang eine Diskrepanz zu unserem Anspruch an Vielfalt gegeben.“ Zwar seien mittlerweile mehr Beraterinnen als Berater aktiv, dennoch sei die Führung noch „männerdominiert“, sagte Kienbaum.
Bei Kienbaum ging die Geschäftsführung bislang vom Vater auf den Sohn. Gründer Gerhard Kienbaum schuf noch im letzten Kriegsjahr das Beratungsunternehmen in Gummersbach. Sein Sohn Jochen kam 1978 ins Unternehmen, wurde 1985 mit der alleinigen Führung betraut, und expandierte kräftig – auch international. 2018 übernahm Fabian Kienbaum die Geschäfte und eine schwierige Restrukturierungsaufgabe. Der Umsatz war seit 2013 von 112 Millionen Euro auf 87 Millionen Euro im Jahr 2018 gesunken. Von 2013 bis heute haben rund 130 Mitarbeiter das Unternehmen verlassen. Spezialisierung, Digitalisierung und Diversität waren bei Kienbaum noch nicht angekommen, ein radikaler Schritt musste her und das Unternehmen sich neu erfinden und sich mehr spezialisieren.
Aktuellere Zahlen gibt Kienbaum noch nicht bekannt. Der Unternehmenschef räumt nur ein, dass der Umsatz 2020 um zehn bis 15 Prozent gesunken sei. Nun will er mit Hahn an seiner Seite Kienbaum wieder auf Wachstumskurs bringen.