FRANKFURT. Viele deutsche Banken und Versicherer müssen auch für das Geschäftsjahr 2021 ihren Wirtschaftsprüfern nicht aufzeigen, wie effektiv sie die Vorgaben eines Merkblatts der Finanzaufsicht Bafin zu Nachhaltigkeitsrisiken aus dem Jahr 2019 bereits umgesetzt haben.
In den kommenden Wochen sollen für diesen weiteren Aufschub finale Gespräche zwischen der Bafin und dem Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW) stattfinden, erfuhr das Handelsblatt aus Finanzkreisen. Schon im Vorjahr hatte die Bafin das so festgelegt.
Ein entsprechendes internes Schreiben des IDW, das in Deutschland die Prüfnormen festlegt, liegt dem Handelsblatt vor. Es ging unter anderem an die „Big Four“, die großen Prüfungsgesellschaften EY, PwC, KPMG und Deloitte, und berichtete über ein Treffen von IDW-Vertretern mit der Bafin. Das wichtigste Ergebnis: Die Bafin erwartet für das Geschäftsjahr 2020 „keine weitergehende Auseinandersetzung und Berichterstattung des Abschlussprüfers dahingehend, wie die von der Bafin beaufsichtigten Unternehmen mit Nachhaltigkeitsrisiken umgehen“.
Verbindliche Anforderungen der Bafin an den Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken im Risikomanagement würden weitergehende Prüfungs- und Berichterstattungspflichten des Abschlussprüfers nach sich ziehen. Für die deutschen Geldhäuser wäre das eine zusätzliche Belastung – nicht nur aufgrund höherer Ausgaben für die Prüfung.
Der Bundesverband deutscher Banken begrüßt den Schritt: „Wir sollten nicht vergessen, wie stark die Banken durch die Corona-Pandemie belastet waren. Dass die Prüfung des Merkblatts aufgeschoben wurde, ist auch vor diesem Hintergrund richtig“, erklärte ein Vertreter. Kritik kommt von der Klimaschutzorganisation Urgewald: Die Bafin tue der deutschen Finanzwirtschaft erneut keinen Gefallen, wenn sie den Banken mehr Zeit gebe, statt Druck zu machen. Das sei angesichts der rasant fortschreitenden Klimakrise fatal.