Der Unternehmer Jürgen Heraeus offenbart mit Blick auf die Bundestagswahl im kommenden Jahr eine klare Priorität für den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder.
„Der beste Kanzlerkandidat kommt dieses Mal aus Bayern. Oder es gibt noch einen vierten, den wir im Moment noch nicht sehen“, sagte der 84-Jährige im Interview mit dem Handelsblatt.
Heraeus gibt nach 56 Jahren in verschiedenen Funktionen in dem Familienunternehmen den Vorsitz des Aufsichtsrates ab. Neuer Chef des Kontrollgremiums wird Franz Markus Haniel. Insbesondere mit Blick auf China und die zuletzt angespannten Beziehungen mit den USA setzt Heraeus große Hoffnungen auf den künftigen US-Präsidenten Joe Biden. „Ich verspreche mir von Herrn Biden am ehesten mehr Ruhe, nicht zuletzt in der Beziehung zu China“, sagte er. Für das Verhalten des noch amtierenden Präsidenten Donald Trump hat Heraeus kein Verständnis, auch wenn dieser manche Sachen „erfrischend anders gemacht“ habe: „Aber mit der Art und Weise, wie er das gemacht hat und wie er jetzt nicht anerkennt, dass er die Wahl verloren hat, ist er kein demokratisches Vorbild. So einen braucht ein demokratisches Land nicht mehr.“
Gleichzeitig warnt der erfahrene Unternehmer vor zu hohen Erwartungen an Biden: „Beim Thema Mitwirkung in der Nato haben die Demokraten die gleiche Meinung wie die Republikaner.“ Deutschland müsse hier auch mehr tun. „Es ist beschämend, in welch marodem Zustand sich unsere Bundeswehr befindet, obwohl dort viele Milliarden Euro hineinfließen“, so Heraeus: „Es dauert so lange, bis die Sachen fertig werden, und: Sie sind zu teuer. Da trägt auch die deutsche Industrie eine Mitschuld.“ Zugleich sieht er aber auch die soziale Marktwirtschaft durch Finanzinvestoren oder aggressive Aktionäre gefährdet: „Natürlich haben auch die Private-Equity-Firmen ihre Berechtigung. Aber es kann nicht das ausschließliche Ziel sein, den Gewinn zu maximieren und die Unternehmen dabei zu zerschlagen.“