Das mit Kritik konfrontierte Immobilienunternehmen Adler Group beschäftigt nun auch den Finanzausschuss des Bundestages. Die Finanzpolitiker wollen nach F.A.Z.-Informationen Bafin-Chef Mark Branson zu der Angelegenheit befragen. Dadurch will sich der Finanzausschuss des Bundestages direkt über Erkenntnisse der Finanzaufsicht Bafin zu dem Immobilienunternehmen informieren. Der Ausschuss plant dazu eine vertrauliche Sitzung mit Branson, der seit August 2021 neuer Chef der Bafin ist. Ende April hatte die Adler-Gruppe ihre Investoren mit einem Milliardenverlust und einem Jahresabschluss ohne Wirtschaftsprüfertestat geschockt. Die Bafin durchleuchtet schon seit einiger Zeit die Adler-Bilanzen, ohne dass bisher ein Ergebnis bekannt geworden wäre. Am Mittwoch war die Parlamentarische Finanzstaatssekretärin Katja Hessel (FDP) im Finanzausschuss. Weil die Sitzung nicht als vertraulich eingestuft war, blieben besonders geschützte Informationen außen vor. Die FDP-Politikerin sicherte zu, einen eingestuften Bericht vor der nächsten Sitzungswoche mit Bransons Auftritt im Ausschuss in der Geheimschutzstelle des Bundestages zu hinterlegen.
In der Sitzung mit Hessel erfuhren die Mitglieder des Finanzausschusses, dass die Finanzaufsicht nun auch untersucht, ob Insiderhandel bei der jüngsten Kursentwicklung von Adler eine Rolle gespielt hat. Wie anschließend berichtetet wurde, gibt es weitere schwere Vorwürfe: Transaktionen mit nahestehenden Personen und deren Bereicherung, unzutreffende Bewertung der Wohnimmobilien und eine irreführende Bewertung des Projekt- und Entwicklungsportfolios. Dazu wertet die Bafin einen Bericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG aus. Ursprünglicher Anlass der Bafin-Bilanzkontrolle waren nach Angaben des Verwaltungsratsvorsitzenden von Adler, Stefan Kirsten, keine konkreten Zweifel an der Bilanz, wie sie der kritische Investor Fraser Perring seit Oktober erhebt, sondern M&A-Transaktionen innerhalb der Adler Group.
Forensiker Prüffirma KPMG haben die Vorwürfe gegen Adler im Auftrag des Unternehmens untersucht. Sie sollten klären, ob Hinterleute Geschäfte zum Nachteil der Aktionäre eingefädelt, Bilanzkennzahlen manipuliert und Immobilien falsch bewertet haben. Der im April von Adler veröffentlichte Bericht von KPMG über die forensische Sonderprüfung konnte einige Vorwürfe ausräumen, andere jedoch nicht. Daher überwog an der Börse die Verunsicherung, die sich noch steigerte, nachdem Adler die Anleger informierte, dass KPMG kein Testat für den Jahresabschluss 2021 geben will.