Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble spricht sich für eine umfassende Aufarbeitung des Wirecard-Skandals aus.
Im Interview mit der WirtschaftsWoche sagte Schäuble: „Es ist eine Aufgabe des Parlaments, neben den Strafverfolgungsbehörden und der BaFin den Fall aufzuklären. Das größte Interesse daran muss übrigens die Regierung selbst haben.“ Zur Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses erklärte Schäuble, darüber entscheide nicht er, sondern der Bundestag. Allerdings zeige die Erfahrung, dass Untersuchungsausschüsse „immer wieder Dinge ans Licht befördern, die sonst nicht bekannt geworden wären“.
Zur Frage, wer im Fall Wirecard versagt hat, sagte Schäuble: „Wenn, dann haben vor allem die Wirtschaftsprüfer versagt. Im Kern muss sich die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, die BaFin, auf deren Berichte verlassen können.“ Die großen Wirtschaftsprüfgesellschaften verfügten über hochspezialisiertes Fachwissen „in einem solchen Maße, wie es Behörden manchmal gar nicht haben können“. Auch die Bundeskanzlerin, die sich noch 2019 bei einer China-Reise für Wirecard eingesetzt hatte, nimmt der Bundestagspräsident in Schutz: „Dass Regierungsvertreter für die Angelegenheiten der deutschen Unternehmen eintreten, ist doch eine Selbstverständlichkeit und gehört mit zu den Aufgaben einer Kanzlerin bei Auslandreisen.“