Wirecard: Bafin in Bedrängnis

Die Finanzaufsicht Bafin gerät in dem Skandal um den kollabierten Wirecard-Konzern immer stärker in Bedrängnis.

Ein Bericht der Innenrevision der Behörde, der dem SPIEGEL vorliegt, kommt zu dem Schluss, bei der Behörde zeige sich »organisatorisches Optimierungspotential«, etwa bei der Zusammenarbeit verschiedener Geschäftsbereiche, bei der Abstimmung mit der Europäischen Zentralbank (EZB) oder beim Umgang mit Hinweisen auf Unregelmäßigkeiten, die von außen an die Bafin herangetragen werden. So gingen bis Mitte Juli zu Wirecard 87 Hinweise bei der Bafin ein, mehr als zu jedem anderen von der Bafin ganz oder teilweise beaufsichtigten Konzern.

Doch nicht immer werden solche Verdachtsmeldungen von der Hinweisgeberstelle an die zuständige Fachabteilung weitergeleitet. So berichtet die Innenrevision (IR) von dem Hinweis einer früher bei Wirecard beschäftigten Person im Dezember 2019, die angab, von Wirecard genötigt und bedroht zu werden. Zu diesem Zeitpunkt lief bereits eine Sonderprüfung der Bilanzen durch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG. »Aus Sicht von IR hätte dieser Hinweis aufgrund der Bezugnahme zur (in der Bafin bekannten) laufenden Prüfung durch KPMG trotz mangelnder Zuständigkeit weitergegeben werden können«, heißt es in dem Revisionsbericht.

Auch das Leerverkaufsverbot, das die Bafin im Frühjahr 2019 verhängte und mit dem sie die Spekulation auf einen fallenden Wirecard-Kurs unterband, wirkt zunehmend zweifelhaft und basierte offenbar auf falschen Annahmen. So lehnte die Bundesbank als zweite Aufsichtsbehörde neben der Bafin ein solches Verbot damals ab, wie aus den Akten des Bundestagsuntersuchungsausschusses hervorgeht, der sich aktuell mit dem Wirecard-Skandal beschäftigt. Inzwischen ist auch klar, dass die Kursausschläge der Wirecard-Aktie nicht auf ein unlauteres Zusammenspiel von Spekulanten mit »Financial-Times«-Reportern zurückgingen. Das belegt unter anderem die Mail eines Mitarbeiters der Deutsche-Börse-Tochter Eurex an einen Mitarbeiter des hessischen Wirtschaftsministeriums vom 7. Juli 2020. Die Eurex hatte starke Kursverluste insbesondere an zwei Tagen nach der Veröffentlichung von »FT«-Artikeln untersucht. In dem Schreiben des Eurex-Mitarbeiters heißt es dazu: »Im Ergebnis konnten keine eindeutigen Hinweise auf Marktmanipulation oder Insiderhandel konkretisiert werden.«

 

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